Der Tierschutzverein für den Kreis Düren e.V. fragte

die Kandidat*innen zur Bundestagswahl im Kreis zu Themen des Tierschutzes.

Hier meine Antworten:

Durch die Pandemie schaffen sich viele Menschen, besonders im Homeoffice, Haustiere an, die ihr sogenanntes „Corona-Projekt“ sein sollen. Bei diesen Tieren handelt es sich häufig um Hundewelpen und Jungkatzen aus unseriösen Zuchten oder gewerblichen Vermehrern im Ausland. Oft werden die Tiere über Internetplattformen angeboten. Die Tierheime fürchten kaum stemmbare Abgabezahlen, sobald wieder mehr Normalität herrscht weil die Pandemie abflaut. Zudem verursacht der beschriebene Handel häufig unsagbares Tierleid. Wie möchten Sie konkret dafür sorgen, dass illegaler Handel mit Tieren vermieden werden kann? Setzen Sie sich für den Fall einer Regierungsbeteiligung ohne Wenn und Aber für ein Verbot des Internethandels mit Tieren, wie beispielsweise in Österreich, ein?

Tiere sind keine Sachen und dürfen deshalb nicht wie diese gehandelt werden! Deshalb müssen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

Das Ende gewerblicher Tierbörsen für Wildtiere und den Verkauf von Wildfängen über Tierbörsen!

Kein weiterer Verkauf von Tieren über Online-Portale!

Das Tierschutzgesetz so konkretisieren, dass Qualzucht endlich der Vergangenheit angehört!

Tiere brauchen unseren Schutz, deshalb werden wir als GRÜNE die gesetzlichen Regelungen zur Tierhaltung verbessern. Wir werden ein Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen einführen. Die anerkannten Tierschutzorganisationen und eine Bundestierschutzbeauftragter sollen Auskunfts- und Akteneinsichtsrechte wahrnehmen, die für den Tierschutz zuständigen Behörden kontrollieren und Rechtsverstöße beanstanden.

In Deutschland gibt es das Tierschutzgesetz, jedoch geht es vielen Tierschützern nicht weit genug, unter anderem, weil erhebliche Qualen für die Tiere unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin erlaubt sind. Setzen Sie sich dafür ein, dass Tieren unter keinen Umständen unbetäubt Schmerzen zugefügt werden dürfen, wie bspw. beim Brandzeichen bei Pferden?

GRÜNE fordern bereits seit Jahren eine Neufassung und Verschärfung des Tierschutzgesetzes! Der Schenkelbrand bei Pferden ist seit 2019 zwar nur noch mit Betäubung erlaubt, verursacht aber dennoch tagelange Schmerzen aufgrund der schweren Verbrennungen. Ich finde diese Quälerei völlig unnötig, da es durch das Chippen eine sehr gute alternative Methode zur eindeutigen Kennzeichnung eines Pferdes gibt. Und auch wenn aufgrund nicht zugelassener lokaler Betäubungsmittel für Pferde in Deutschland derzeit nicht gebrannt wird, sollte es ein absolut eindeutiges Verbot geben statt dieser halbgaren Lösung, um den Tieren diese Schmerzen zu ersparen, so wie es der §1 des Tierschutzgesetzes vorschreibt: Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Unnötige Schmerzen darf es nicht geben!

Wie stehen Sie dazu, dass Tiere im Gesetz als Gegenstand und nicht als Lebewesen mit Bewusstsein und Schmerzempfinden behandelt werden?

Seit 1990 gelten Tiere lt. BGB nicht mehr als Sache und werden durch besondere Gesetze, das Grundgesetz und das Tierschutzgesetz geschützt. Allerdings sind, soweit nichts anderes bestimmt ist, im Bürgerlichen Recht die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend auch für Tiere anzuwenden. Wir fordern unter anderem, die strafrechtlichen Bestandteile aus dem Tierschutzgesetz in das Strafgesetzbuch zu verschieben. Tierquälerei ist keine Sachbeschädigung und kein Kavaliersdelikt und das Strafmaß hierfür muss erweitert werden!

Große Schlachtbetriebe nutzen häufig die Methode der CO² Begasung zur Betäubung vor der Schlachtung ihrer Schweine. Diese hat für den Betrieb mehrere Vorteile: es können möglichst viele Tiere zur gleichen Zeit betäubt werden, was Zeit und Arbeitskraft spart, und das Gas ist auch relativ kostengünstig. Für die Tiere bedeutet eine Begasung jedoch Leid und Todesangst. Sie können das Gas bereits riechen bevor sie bewusstlos werden und leiden während des Prozesses an Atemnot und zeigen deutliche Erstickungssymptome. Zudem empfinden die Schweine stechende Schmerzen bei der Anlagerung des Kohlenstoffdioxids an ihren Atemwegen. Wie möchten Sie dafür sorgen, dass in Zukunft andere Möglichkeiten erforscht und gefördert werden, Nutztiere vor der Schlachtung zu betäuben, um ihnen Angst und Schmerzen durch diese Methode zu nehmen?

Die GRÜNEN haben am 28. Oktober 2020 im Landtag von NRW beantragt, die CO2-Betäubung bei Schlachtschweinen endlich zu beenden!
(hier: https://gruene-fraktion-nrw.de/parlament/tierschutz-ernstnehmen-co2-betaeubung-bei-schlachtschweinen-endlich-beenden/)
Der Antrag wurde im Landtag mit den anderen Fraktionen kontrovers diskutiert. „Solange eine Betäubungsmethode sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene rechtlich zulässig ist, liegt eine Rechtswidrigkeit bei Unternehmen, die genau diese CO2-Betäubung einsetzen, nicht vor. Sie ist rechtlich zugelassen“, so wird es bei den anderen Fraktionen gesehen. Der Antrag wurde an den Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Natur verwiesen. Eine Entscheidung ist bisher nicht erfolgt, wir bleiben dran!

Die Massentierhaltung stellt hinsichtlich des Tierwohls ein erhebliches Problem dar. Die Tiere leben auf zu engem Raum, können ihren artspezifischen Bedürfnissen nicht nachkommen und entwickeln häufig Verhaltensauffälligkeiten. Aus Sicht des Tierschutzes ist die einzig richtige Lösung neben einer veganen Ernährung der Gesellschaft, langfristig auf andere Formen der Tierhaltung umzusteigen. Wie wollen Sie die Lebensbedingungen für sog. Nutztiere wesentlich verbessert werden? Wie sollen ggf. tiergerechtere Haltungsformen wirtschaftlich unterstützt werden, sowohl im Betrieb, als auch im Verkauf?

Das System des „Immer billiger, immer mehr“ hat die Landwirtschaft in einen Teufelskreis getrieben: Bäuerinnen und Bauern werden von Dumpingpreisen erdrückt und müssen immer mehr produzieren, um zu überleben. Die Tiere werden auf Leistung gezüchtet und leben immer kürzer, die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme wachsen. Es braucht einen Ausstieg für Mensch und Tier. Ein Teil der Lösung ist, dass deutlich weniger Tiere gehalten werden als bisher und diesen Tieren ein wesentlich besseres Leben ermöglicht wird. Damit Tierschutz wirtschaftlich machbar ist, wollen wir die Landwirt*innen durch eine Umbauförderung, faire Preise für ihre Arbeit und verpflichtende Haltungskennzeichnungen auf den Produkten für alle Tierarten unterstützen. Die Tierhaltung soll an die Fläche – nicht mehr als zwei Großvieheinheiten pro Hektar – und Obergrenzen pro Stall gebunden werden. Den Umbau in tiergerechte Ställe werden wir durch einen Tierschutz-Cent auf tierische Produkte ebenso gezielt fördern wie die Weidetierhaltung, die ökologisch wertvolles Grünland erhält und sinnvoll nutzt. Qualzucht, Amputationen, Eingriffe ohne Betäubung und Anbindehaltung wollen wir beenden, den Einsatz von Antibiotika senken und Tiertransporte auf vier Stunden begrenzen. Lebendtiertransporte in Drittstaaten außerhalb der EU komplett verhindert werden!

Indem eine weitere Zensur für vegane Milchalternativen nun abgewendet werden konnte, wurde auch ein herber Rückschritt für die vegane Bewegung verhindert. Eine vegetarische oder vegane Ernährung ist die effektivste und leichteste Methode, Tierschutz zu betreiben und Qualen der Tiere nicht zu unterstützen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Ich stimme dem vollkommen zu! Weniger Fleischkonsum ist gut für die Umwelt, gut für die Gesundheit und letztlich gut für die Tierhaltung. Aber: mit Verboten kommen wir nicht weiter. Wir müssen die Menschen für das Tierwohl sensibilisieren und zum Umdenken bewegen, einhergehend mit strengeren Vorgaben für die Tierhaltung.
Dazu werden die Maßnahmen, die ich unter Punkt 5. geschildert habe, beitragen. Zusammen mit einer intensiveren Aufklärung werden sich so mehr Menschen dazu entscheiden können, auf tierische Produkte in der Ernährung, aber auch bei der Kleidung und in anderen Lebensbereichen zu verzichten!

Wie stehen Sie zu einem Verbot von Wildtieren im Zirkus und würden Sie es im Falle einer Regierungsbeteiligung umgehend umsetzen?

Ein klares NEIN zu Wildtieren im Zirkus, das muss sofort beendet werden! U.a. die Grüne Jugend demonstriert regelmäßig vor den Zirkuszelten und ich unterstütze sie dabei uneingeschränkt!

Die Antworten der anderen Kandidat*innen könnt ihr auf der Seite des Tierschutzbundes für den Kreis Düren e.V. finden
hier -> https://www.tierschutzverein-dueren.de/nachricht/bundestagswahl-2021-fragen-zum-tierschutz.html

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